Vietnam

Wirtschaftswachstum in den Städten, Armut auf dem Land

Als Vietnam nach vielen Kriegsjahren endlich zur Ruhe kam, hofften die Menschen auf bessere Zeiten. Die kommunistische Regierung jedoch tat alles, um das Land bis in den hintersten Winkel nach ihren Vorstellungen zu prägen und zu kontrollieren. Erst die daraus folgende Wirtschaftskrise löste ein Umdenken aus und es folgten wirtschaftliche Reformen. Auf politischer Ebene allerdings beansprucht die kommunistische Partei bis heute die alleinige Führung.

Seit den Reformen ist Vietnams Wirtschaft rasch gewachsen, es entstand eine Mittelschicht und einige kamen zu Reichtum. Viele Menschen sind aber arm geblieben, besonders Angehörige ethnischer Minderheiten. Genau unter diesen Volksgruppen jedoch ist die christliche Botschaft auf fruchtbaren Boden gefallen. Christliche Gemeinschaften sind in den letzten Jahren rasch gewachsen.

Generell ist die Armut in ländlichen Gebieten grösser als in den Städten, es fehlen Arbeitsstellen. Folglich ziehen viele Menschen in die Stadt. Dort gelingt es aber nur wenigen, sich eine gute Existenz aufzubauen.

 

Unsere Hilfe in Vietnam

Gewerbeförderung

  • Aufbau von Familienbetrieben
  • Förderung der beruflichen Entwicklung von Erwachsenen
  • Schulung von Jugendlichen zur Berufsfindung
  • Unternehmerseminare und Konferenzen
  • Programme zur Dorfentwicklung (Landwirtschaftsförderung, Armutsbekämpfung)
  • Förderung von Zusatzeinkommen in ländlichen Gebieten
  • Mikrokreditprogramme
  • Unternehmertrainings und Unternehmerberatung
  • Katastrophen- und Nothilfe

 

Ausführliche Informationen zu Vietnam

Einst war Vietnam vom grossen Nachbarn China beherrscht, später war es eine französische Kolonie. 1954, nach dem ersten Vietnamkrieg zogen sich die Franzosen zurück. Die anschliessende provisorische Teilung des Landes bildete die Saat für den zweiten oder amerikanischen Vietnamkrieg, bei dem die USA auf Seiten des Südens kämpften und die Sowjetunion und China den Norden unterstützten.

 

Krieg und Umerziehung

Nach dem für den Norden siegreichen Kriegsende 1975 hofften die Menschen auf bessere Zeiten. Die Führung allerdings versuchte, auch den Süden nach sozialistischem Muster umzubauen, was eine schwere Wirtschaftskrise zur Folge hatte. Gegenüber dem früheren Gegner verfolgte sie eine harte Politik, sie schickte Menschen in grosser Zahl in Umerziehungslager. Viele flüchteten aus dem Land.

International war Vietnam isoliert, die USA verhängten ein Wirtschaftsembargo und die Beziehungen zu China verschlechterten sich. Schliesslich startete China einen «Erziehungsfeldzug» in den nördlichen Provinzen und zerstörte dabei wichtige Industrieanlagen. Das verschärfte die vorher schon grossen wirtschaftlichen Probleme. Erst 1986 leitete die Regierung Reformen ein. Das löste eine Phase des Wachstums aus, weitgehend getrieben von privaten Firmen.

Ein Viertel der Bevölkerung lebt in den Städten, doch bindet die Landwirtschaft nach wie vor über die Hälfte der Arbeitskräfte. Nach Jahren des Mangels exportiert Vietnam heute Güter wie Reis, Kaffee, Textilien und Schuhe.

 

Ungleiche Verteilung des Reichtums

Bei der Bekämpfung der Armut wurden Fortschritte erzielt. Bestimmte Regionen wie das Zentrale Hochland bleiben aber ärmer als andere, ebenso ethnische Minderheiten, die 15 % der Bevölkerung ausmachen und vorwiegend im Hochland und an der nördlichen Peripherie leben. Zu Spannungen kommt es manchmal, wenn Vietnamesen aus dicht bevölkerten Gegenden in die Gebiete ethnischer Minderheiten ziehen und sich dort illegal Land aneignen. Dispute um die knappe Ressource Land gibt es generell recht häufig.

Die Wirtschaftsreformen haben vor allem in den Städten eine Mittelschicht entstehen lassen und einige reich gemacht. Viele Vietnamesen leben hingegen weiter am Existenzminimum. Insgesamt haben sich die sozialen Unterschiede vergrössert. Auf dem Land ist die Armut gross, so dass manche Leute ihr Heil in den Städten suchen. Dort müssen sie sich allerdings als Tagelöhner verdingen oder für wenig Geld in Fabriken schuften. Den Zuzügern wird zudem der Zugang zu sozialen Diensten verwehrt oder mindestens erschwert.

Bildung hat für Vietnamesen einen extrem hohen Stellenwert. Der Kampf um Studienplätze ist brutal; unter denen, die scheitern, kommt es immer wieder zu Selbsttötungen. Berufliche Bildung ist hingegen nur ansatzweise bekannt.

 

Menschenhandel trifft vor allem Minderheiten
Die Situation vieler Frauen hat sich verbessert, gerade Frauen auf dem Land profitieren von Kleinkrediten. Weit verbreitet ist hingegen Gewalt gegen Frauen. Eine von drei Frauen sagt, schon häusliche Gewalt erlebt zu haben. Immerhin taucht das Thema vermehrt in den Medien auf. Die Strafen für entsprechende Delikte sind aber mild und oft wird die Glaubwürdigkeit der Opfer in Zweifel gezogen. Weit verbreitet ist auch Kindsmissbrauch. Ein besonderes Problem in den nördlichen Grenzprovinzen besteht in der Entführung von jungen Frauen nach China und der Zwangsverheiratung an chinesische Männer. Menschenhandel ist in Vietnam verbreitet, zu den Opfern, die für sexuelle Zwecke gehandelt werden, gehören insbesondere Frauen und Kinder aus ethnischen Minderheiten. Es gibt auch Fälle von Babys, die entführt und verkauft werden. Zielländer sind insbesondere China, Kambodscha und Thailand.

 

Die Partei regiert uneingeschränkt

Vietnam ist ein sozialistischer Staat, gemäss Verfassung hat die Kommunistische Partei die Führung. Die Regierung ist mit Volkskomitees in Provinzen, Distrikten und Dorfgemeinden vertreten, überall gibt es Parteikomitees. Opposition kommt höchstens aus verschiedenen Flügeln der Partei. Gewaltentrennung oder eine unabhängige Justiz gibt es nicht. Gegen Andersdenkende geht die Regierung mit aller Härte vor, auch gegen Menschen, die sich für mehr Umweltschutz einsetzen. Korruption ist weit verbreitet, als besonders korruptionsanfällig gelten die Polizei, das Gesundheits- und das Bildungswesen. Die Presse unterliegt staatlicher Kontrolle, im Internet werden gewisse Inhalte blockiert.

International wird Vietnam wegen Verletzung der Menschenrechte angeprangert. Die Grundrechte gelten nur mit Einschränkungen, was dem Missbrauch Tür und Tor öffnet. Zuweilen geht die Polizei mit grosser Brutalität gegen Bürger vor, «Geständnisse» werden auch einmal unter Folter erzwungen.

 

Christentum verbreitet sich unter Minderheiten

Religiöse Organisationen unterliegen in Vietnam strenger staatlicher Kontrolle. 2016 trat ein neues Religionsgesetz in Kraft. Es wird kritisiert, dass es Sicherheitsorganen weitreichende Rechte einräume. Unter dem Vorwand, eine religiöse Aktivität störe die nationale Souveränität, können sie eingreifen. Christen sind eine Minderheit im Land, wachsen aber besonders unter ethnischen Minderheiten. Auch wenn der Staat seine Praxis etwas gelockert hat, bleiben Christen benachteiligt. So sind ihnen zum Beispiel Anstellungen im öffentlichen Dienst verschlossen. In ländlichen Gegenden ist das gravierend, denn solche Stellen sind dort die einzigen verlässlichen Einkommensquellen.

 

Quellen
Vietnam, www.liportal.de, 06.04.2020 (Das Portal wurde am 30.06.2021 eingestellt.)
New Study Shows High Prevalence of Domestic Violence, www.unfpa.org, 29.10.2010
Women, children and babies: human trafficking to China is on the rise, www.asianews.it, 07.11.2019
Vietnam Wrestles with Christianity, www.thediplomat.com, 13.11.2017

 

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