Nordmazedonien

Armut, ethnische Spannungen, unklare Zukunft

Nordmazedonien ist aus dem ehemaligen Jugoslawien hervorgegangen. Seinen jetzigen Namen trägt es erst seit 2019, nach Jahren des Streits mit Griechenland zu dieser Frage. Der noch junge Staat kämpft mit hoher Kriminalität und Korruption. Und mit einem nicht ganz einfachen Verhältnis zwischen den beiden grossen Religionsgruppen: orthodoxen Christen und Muslimen. Die religiöse Zugehörigkeit ist weitgehend deckungsgleich mit der ethnischen Abstammung, was das Miteinander zusätzlich erschwert.

 

Der Balkanstaat gehört zu den ärmsten Ländern Europas, die Arbeitslosigkeit ist hoch, die Löhne sind niedrig. Manche Firmen nutzen das tiefe Lohnniveau und den schlechten Schutz von Arbeitnehmenden in Nordmazedonien, um dort billig Waren «Made in Europe» herstellen zu lassen. Auswandern ist das Ziel vieler junger Leute, denn in der Heimat sehen sie keine Perspektiven.

 

Menschenhandel ist in Nordmazedonien recht häufig, von internationaler Seite wird das Land gerügt, weil es sowohl bei der Strafverfolgung als auch beim Opferschutz zu wenig unternimmt.

 

Unsere Hilfe in Nordmazedonien

Gemeindebau

  • Literaturarbeit
  • Unterstützung der christlichen Kirche in Skopje

 

Menschenhandel

  • Schutzhaus für ausgebeutete Frauen und Kinder, therapeutische Begleitung
  • Ausbildungsmöglichkeiten, Reintegrationshilfe

Ausführliche Informationen zu Nordmazedonien

Mazedonien wurde 1944 als Sozialistische Republik Mazedonien gegründet, später gehörte es als Teilrepublik zu Jugoslawien. 1991 wurde Mazedonien ein eigener Staat. Lange blockierte Griechenland die Ambitionen Mazedoniens auf eine Mitgliedschaft in der NATO und in der EU. Es äusserte Befürchtungen, dass Mazedonien Anspruch auf die griechische Provinz gleichen Namens erheben könnte. Mit dem Beschluss, das Land künftig Nordmazedonien zu nennen, wurde der Streit 2019 beigelegt.

 

Politisch unklare Zukunft

Schon länger interessiert sich Nordmazedonien für einen EU-Beitritt. Doch das Land wird auch von Russland, China und der Türkei umworben, die ihren Einfluss auf dem Balkan stärken möchten. Wohin es sich in diesem Spannungsfeld schliesslich orientiert, ist noch nicht klar. Gleichzeitig kämpft Nordmazedonien mit internen Problemen, unter anderem mit Kriminalität und Korruption.

 

Ausbeuterische Arbeitsverhältnisse

Nordmazedonien gehört zu den ärmsten Ländern Europas. Niedrige Löhne und eine hohe Arbeitslosigkeit bewegen Textilfirmen dazu, dort Kleider «Made in Europe» herstellen zu lassen. Sie stellen Frauen als Näherinnen an und lassen sie für Hungerlöhne von 200 Euro oder noch weniger schuften. Derweil belaufen sich die Lebenshaltungskosten für eine Familie auf mindestens 750 Euro/Monat. Schlimm in diesen Fabriken sind auch die Arbeitsbedingungen: Kälte, Staub, Zeitdruck, keine Abgeltung von Überstunden. Manchmal ist sogar die WC-Pause verboten. Bessere Stellen bekommt man oft nur, wenn man Schmiergeld zahlt. Doch nicht einmal damit haben die Schwierigkeiten ein Ende: Das Durchschnittsgehalt beträgt 400 Euro. Über die Hälfte der jungen Leute zwischen 20 und 30 sind arbeitslos. Wer andernorts eine Chance wittert, verlässt das Land.

 

Kinder als Opfer der Armut

Viele Nordmazedonier leben unterhalb der Armutsgrenze. 14 % der Häuser haben ein undichtes Dach, nasse Wände oder Fenster, die am Verrotten sind. Zudem steigen die Lebenshaltungskosten. Die Armut trifft Kinder besonders hart: Manche – vor allem Roma und Flüchtlingskinder – haben keine Ausweispapiere und sind dadurch von der Schule und vom Gesundheitssystem ausgeschlossen. Kinderhandel ist verbreitet, ebenso die Schwarzarbeit von Kindern als Bettler, Strassenverkäufer oder Helfer in Restaurants. Der Staat unternimmt wenig, um Menschenhandel zu bekämpfen. Sowohl für die Strafverfolgung als auch für den Schutz von Opfern werden kaum Ressourcen eingesetzt.

 

Christen und Muslime

Etwa zwei Drittel der Bevölkerung gehören der Mazedonisch-Orthodoxen Kirche an, etwa ein Drittel sind Muslime. Religiöse und ethnische Zugehörigkeit gehen in der Regel Hand in Hand. Die meisten orthodoxen Christen sind ethnische Mazedonier, Muslime hingegen gehören zu den Volksgruppen der Albaner und der Türken. Zwischen den beiden Gruppen kommt es immer wieder zu Spannungen. Saudische Kräfte fördern den Islam auf dem Balkan, indem sie Koranschulen gründen und Moscheen bauen. Interesse für das Evangelium und eine evangelische Kirche führt darum unweigerlich auch zur Auseinandersetzung mit der eigenen Identität.

 

Transitland für Flüchtlinge und Opfer des Menschenhandels

Nordmazedonien liegt an der so genannten Balkanroute. So bezeichnet werden Transitrouten zwischen Vorderasien und Mitteleuropa, die unter anderem für den Drogenhandel genutzt werden. 2015, auf dem Höhepunkt der Flüchtlingskrise, versuchten Hunderttausende von Menschen, auf dieser Route Richtung Mitteleuropa zu gelangen. Unter ihnen waren auch Opfer von Menschenhandel. Inzwischen gelten die Landwege über den Balkan bei Menschenhändlern und Schleppern als zu gut bewacht und somit zu gefährlich.

 

Quellen

Nordmazedonien, www.wikipedia.org, 06.05.2020

Kommentar um „5 vor 12“: Wir müssen den Balkan stabilisieren, www.die-tagespost.de, 27.03.2020

Nord-Mazedonien: Nähen zum Hungerlohn (Video), www.das-erste.de, 19.01.2020

Report „made in Europe“, Herausgeberin: Erklärung von Bern, www.publiceye.ch, Juni 2012

Kosten für Lebensunterhalt und Armut steigen in Mazedonien, www.mazedonien-nachrichten.blogspot.com, 03.02.2019

Kinder in Mazedonien, www.humanium.org, 23.04.2020

Wer kann, der geht, www.freitag.de, Ausgabe 46, 2019

Mazedonien, www.kirche-in-not.ch, 2018

Grösseres Augenmerk für den Glauben auf dem Balkan, www.jesus.ch, 03.03.2020

2020 Trafficking in Persons Report: Nord Macedonia, www.ecoi.net, 24.12.2020

Informationen zur Wirtschaft in der Republik Nordmazedonien, https://skopje.diplo.de/mk-de 

 

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